Ich liebe den November.
Die richtige Jahreszeit zum gemütlichen Ausmisten meines Bücherregals. Für mich habe ich dabei ein schönes Ritual entwickelt. Zuerst fische ich alle Bücher aus dem Regal, um sie anschließend auf den Wohnzimmerteppich zu legen.
Mit einer heißen Tasse Ingwertee mit Orange und Honig, die Schultern eingehüllt in einem kuscheligem Schal setze ich mich wie ein Indianer-Häuptling um meine Bücher.
Ich nehme jedes Werk in die Hände, stöber in den Wörtern herum und warte, ob sie mich zärtlich berühren.
Macht es mich in diesem Moment glücklich, weil es mich unterhält, informiert oder schöne nostalgische Gefühle bei mir auslöst, stelle ich es zurück ins Regal. Wenn nicht, verschenke oder verkaufe ich es.
Es gibt aber auch Zeilen, die mich wie ein Gassenhauer durch mein Leben begleiten. Als Vierzehnjährige habe ich sie tränenverschmiert in mein Tagebuch gekritzelt, wenn der Liebeskummer schmerzte. Als Erwachsene begegnen sie mir immer wieder, wenn eine Veränderung oder Neuanfang in meinem Leben anstand.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen.
Das sind meine vier Lieblingszeilen aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. Hier beschreibt Hesse alle Formen des Vertrauens, die wir brauchen, um Dinge loslassen und neu anfangen zu können.
Wir brauchen Selbst-Vertrauen, Gott-Vertrauen und Ur-Vertrauen, wenn wir uns verändern wollen und müssen. Gepaart mit der Fähigkeit mit Heiterkeit, Optimismus und Selbstironie, über Probleme und Krisen zu lachen.
P.S. Auch diese kreativen Menschen lieben den November: Ruth Frobeen, Andrea Behnke, Petra Schuseil, Nathalie Bromberger und Angelika Bungert-Stüttgen.
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Liebe Ulrike,
dein Bücheraufräumritual gefällt mir sehr. Ich nehme mir auch immer im November etwas zum Loslassen vor. Diesen November übe ich mich im Loslassen meiner Kinder, die ihre eigenen Wege beschreiten.
Wer loslassen kann, der hat die Hände frei für Neues. Und so habe ich nun Freiraum für die #30skizzenimnovember.
Danke für deine Erwähnung in diesem Blogbeitrag.
Ich wünsche dir gute Loslassen im November.
Herzensgrüße,
Angelika
Guten Morgen liebe Angelika,
oh, ja, die eigenen Kinder loslassen … puh, da kann man als Mutti nur immer wieder ein- und ausatmen.
Herzensgrüße und tausend Musenküsse für deinen #30skizzenimnovember.
Ulrike
Theodor Fontane
Liebe Ulrike,
fällt uns – für die der Winter schon herein gebrochen ist – ein, wenn wir deine November Gedanken lesen, mit dem Trost, die glanzvollen Stunden noch zu genießen
Gigi und Werner..
Liebe Ulrike, guten Morgen,
jetzt ist der November schon fast vorbei und dennoch. Anfangs November hatte ich wohl viel zu tun und ich hatte mir gemerkt: Deinen Text möchte ich auf jeden Fall lesen.
Und weißte was? Heute morgen habe ich mir in meinem Tagebuch Gedanken gemacht zum SELBSTVERTRAUEN. Was heißt das, habe ich mich gefragt. Und ich habe Antworten gefunden.
Wir schön, dass Du diese wichtigen Werte hier aufgegriffen hast … den November liebe ich deshalb – wie Du weißt – weil nun auch unsere Totenhemd-Blog-Aktion ins Finale geht. So viele schöne Geschichten sind entstanden.
Danke dass ich zu deinem November-Kreis gehöre und du an mich gedacht hast.
Noch zwei Tage im November … heute und morgen.
Tschüss.
Petra
Liebe Petra,
gibt es Antworten, die du hier gerne teilen möchtest oder kannst? Im Netz wird ja immer zu wenig philosophiert, finde ich.
Sonnige Grüße aus Düsseldorf,
Ulrike