„Endstation Texterstrich“, ja, ich gebe zu, die Headline zu dieser Blogparade ist provokant. Aber vielleicht sollte dieser Titel ausschließlich Texter ansprechen, weil Texterinnen bereits erfolgreich arbeiten. Spaß beiseite. Die Lage ist ernst im Texter-Milieu. Damit du nicht in eine Abwährtsspirale aus Dumping-Preisen, fehlendem Selbstwert und falschen Kunden rutschst, habe ich mir einige Gedanken gemacht.
Texterin und Texter werden. Mein Weg als Schreib-Coachin.
„Deine Startseite wirkt auf deine Kunden wie ein Schaufenster. Mit einem Blick erkennen sie, was es bei dir zu kaufen gibt“, erzähle ich heute meinen Kund*innen am Telefon. Innerlich muss ich bei diesen Worten schmunzeln. 2013 sah das bei mir ganz anders aus. Damals habe ich als Coachin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung gearbeitet. Zu diesem Zeitpunkt erschienen mir meine eigenen Webseiten-Texte so lebendig wie eingeschlafene Füße. Auch die Kundenreise auf meiner Webseite verlief kryptisch.
Der ideale Zeitpunkt für eine Überarbeitung. Dabei wollte ich nicht nur textlich aufräumen, sondern mich auch endlich von meinem Deutsch-Aufsatzstil befreien. Damals dachte ich tatsächlich, als „Expertin“ muss man so schreiben wie früher im Deutsch-Unterricht. Also schön distanziert. Keine Emotionen. Und bloß nix Witziges. Haha, dabei bin ich zwar akribisch in meiner Arbeit, aber ansonsten bunt, witzig und hochsensibel.
Und genauso eine Lehrerin habe ich mir damals gewünscht: Sie sollte genau in ihrer Arbeit, ungeschminkt in ihrer Kritik und humorvoll sein. Im Rückblick empfinde ich es als großes Glück die legendäre Schreibnudel Gitte Härter als Schreib-Lehrerin gefunden zu haben. Ihr verdanke ich es, das Plankton (konkrete Themenfacette) zu finden und Texte vorher zu konzipieren.
Als ich einem Kunden nach der Coaching-Stunde von meinen Schreib-Weiterbildungen erzählte, bat er mich, die Webseite für seine Praxis zu texten. Der erste kleine Schritt in die Texter-Welt war getan …
Texterin und Texter sein. Das Mindset-Ding.
Bis ich mich tatsächlich getraut habe, mich als Schreib-Coach für Einzel-Unternehmer*innen zu positionieren, sind noch ein paar Jahre und viele Weiterbildungen verstrichen. Wichtig ist mir von Anfang an gewesen, dass meine Berufsbezeichnung „Schreib-Coach“ lauten sollte. Zwar arbeite ich heute auch als Content-Writerin, Online-Redakteurin, Produkt-Texterin, Kundenreise-Reiseleiterin, Ghostwriterin – doch erst in der Berufsbezeichnung „Schreib-Coach“ steckt für mich die agile Zusammenarbeit drin:
Um den besten Text passend zu einer (Personen-)Marke zu erschaffen, verbinde ich mich mit dem „Gehirn“ meines Gegenübers. Tauche tief in das Feld seiner Arbeit ein. Recherchiere Fakten, lerne sein Wording, fühle die Kundenreise. Beide haben wir nur ein Ziel: Menschen mit den richtigen Worten zu berühren, zu begeistern, zu unterhalten oder Wissen bekömmlich zu erklären. Wir texten für Menschen. Ohne Marketing-Sprech. Ohne Menschen wie Gehacktes durch den Fleischwolf zu drehen.
Wenn Agenturen allerdings glauben, dass ich aus ein paar lieblos dahin geworfenen Text-Krümeln einen kostenlosen Probeartikel texte, sage ich „nein“. Und bin raus. „Ja“ sage ich zu Werten wie Agilität, Respekt und Wertschätzung. Egal, ob du ein inhabergeführtes Unternehmen oder eine Marketing-Abteilung in einem Konzern leitest.
Und davon leben. Meine 7 bodenständigen Tipps für dich.
Tipp 1: Finde deine Karma-Community
Natürlich baust du deinen Selbstwert als Texterin oder Texter nie über Nacht auf. Da gibt es immer wieder Rückschläge. Dein Kühlschrank will gefüllt werden. Du nimmst jeden Auftrag an. Du verkaufst dich zu einem Dumping-Preis. Kunden bezahlen deine Rechnung nicht. All diese Momente kenne ich aus meiner Selbstständigkeit.
Dann ist es gut, Menschen mit einem guten Texter-Karma um dich zu haben. Menschen, die dich stärken. Gemeinsam mit dir nach Lösungen suchen. Oder dich ermutigen, größer zu denken, wenn du dich klein fühlst. Und das alles in einem geschütztem Raum. Fernab von Facebook-Gruppen, in denen darüber diskutiert wird, ob du zwei oder drei Cent pro Wort berechnen willst.
Für dieses gute Karma empfehle ich dir zwei Netzwerke: die Content-Queens und der Texttreff. In beiden Netzwerken bin ich selbst Mitglied und ich kann dir versprechen, hier wird dir wirklich auf Augenhöhe geholfen.
Der Austausch über Slack oder über ein Mitglieds-Forum wird bereichert durch regionale Treffen sowie jährliche Events. Schau hier unbedingt mal vorbei!
Tipp 2: Pricing, Pakete, Zeiterfassung
Mit einem gestärkten Selbstwert lernst du, angemessene Preise aufzurufen. Da ich ursprünglich aus dem Coaching-Bereich komme, fiel es mir leicht, als Texterin in Stundenpreisen zu kalkulieren. Für ein Schreib-Coaching rufe ich heute einen Stunden-Preis zwischen 90,- bis 100,- netto auf. Auch biete ich für bestimmte Angebote wie „Markenkern schürfen“ eine Mix-Kalkulation in Form von Paket-Preisen an.
Bei Projektarbeiten nutze ich seit drei Jahren das Zeiterfassung-tool „tyme“, mit dem ich transparent jede Tätigkeit für einen Auftraggeber erfasse. Dazu gehört auch das Mailen, Telefonieren, Onboarding. Es gibt sogar noch einen vierten Weg für deine Preisfindung.
„Just do it. – Think different.“ Stell dir vor, die Texter, die für Nike oder Apple gearbeitet haben, hätten nur auf Stundenbasis abgerechnet. Überlege dir daher bei kreativen Arbeiten, welchen Wert du für deine Auftraggeber erschaffst.
Tipp 3: You are first
Beginne den Tag immer zunächst mit den Aufgaben, die dir Geld bringen. Wenn ich mich im Sommer um 07.00 Uhr an den Schreibtisch setze, texte ich für meine Kunden. Ich vermeide es, in den Sozialen Medien zu daddeln, weil mir das einfach zu viel Texter-Energie abzieht. Nachmittags arbeite ich an meinen eigenen Projekten wie neue Angebote, Schreib-Workshops, Sichtbarkeit auf Pinterest.
Tipp 4: Deine Sichtbarkeit
„Am Ende des Tages zählt nur, was sichtbar ist“. Dieses Zitat trifft auch auf den Job als Texterin zu.
Zeig mit einer schlanken Webseite, was du textlich kannst, wofür du stehst und mit wem du zusammenarbeiten willst. Und dazu passend ein aktuelles Foto, was zu deinem Wording passt. Ganz unter uns: Im Netz sehe ich so häufig veraltete, kryptische Texter-Webseiten. Dann frage ich mich: „Willst du dich und deine wunderbare Arbeit am liebsten verstecken?“ Das wäre doch schade …
Tipp 5: Finanzielle Rückendeckung
Schreiben bedeutet für mich Freiheit. – Kohle auf dem Konto auch. Bilde von Anfang an Rücklagen, um dir deine innere Freiheit zu bewahren. Wenn du noch angestellt bis und in eine Teilzeit-Selbstständigkeit startest, dann baue dir ein sicheres Polster von mindestes vier, besser sechs Netto-Honorare auf (Formel: 2.000,- bis 3.000,- € netto x 6 Monate). Dann hast du Rücklagen für Auftrags-Flauten und kannst selbstbewusst Dumping-Anfragen ablehnen. Und klar, du solltest in der Not schnell an dieses Geld drankommen.
Fällt es dir als Freelancer schwer, nach einem Auftrag zeitnah deine Rechnung oder sogar eine Mahnung zu erstellen? Dann lohnt es sich im wahrsten Sinne des Wortes, zu überprüfen, ob unbewusste Geld-Blockaden deine Liquidität bremsen.
Apropos Geld, ich arbeite sein sieben Jahren nur mit Vorkasse, weil Geld eine gute Verbindlichkeit darstellt.
Tipp 6: Pause, Pause, Pause
Als Texterin und Texter betreibst du Hochleistung-Sport. Gönne dir daher regelmäßig über den Tag verteilt Pausen – am besten alle 90 Minuten. Wer hat diese Situation nicht als Texter schon erlebt: Wir beißen uns an einem schwierigen Text fest. Gleichzeitig kleben die Schultern fast an der Decke. Die Denker-Stirn wirft mopsige Falten. Die Texter-Energie fließt nicht mehr. Dann drücke die Pausen-Taste. Lüfte dein Home-Office und deine Synapsen. Trink ein Schluck Wasser. Dehne, schüttel deinen Körper. Lass den Text ruhen. Geh raus in die Welt und trinke an der nächsten Ecke einen Espresso.
Tipp 7: Bewahre dir dein Freude-Dings
Geld allein macht nicht glücklich. Jeden Tag etwas Sinnvolles tun schon! Kennst du als erfahrene Texterin und Texter dein Warum, was dich jeden Morgen antreibt?
Das Eintauchen in die Welt meiner Kunden, das Schürfen von neuen Ideen, mutigen Texten und zwischen-den-Zeilen-Gefühlen – das ist das Magische an meiner Berufung. Mein Warum umhüllt mich bei meiner Arbeit wie ein flauschiger Woll-Mantel und nährt meine Seele.
Die Freude bewahre ich mir und vergrößere sie, indem ich immer mehr mit den richtigen Menschen zusammenarbeite, die dieselben Werte haben wie ich. Es gibt einfach nix Schöneres, wenn du Kunden-Feedback aus dem Herzen bekommst:
„Liebe Ulrike,
wirklich große Klasse – das Feinschleifen meiner Startseite!
Ich bin sehr begeistert. Das hast du toll !!!! gemacht und das hilft unfassbar.
Das macht richtig Spaß, jetzt an meiner Webseite weiter zu arbeiten… kannst du nicht für immer mein „Haus-Hof-Texter, Stratege, Berater“ sein? For ever? 🙂
Hach, ich bin gerade wirklich zufrieden, du hast mich toll geleitet. Danke dafür! Ich hatte es nicht gepeilt, wohin du mit mir wolltest. Jetzt ist alles mehr als klar!
Danke dir vielmals und nochmals, deine Svenja Wulf.“
Weiterführende Tipps, damit du als Texterin und Texter ein gutes Leben führst:
1.Buch-Tipps:
„Die Macht der Worte – Schreiben als Beruf“ von Susanne Diehm und Michael Firnkes
„Think Content – Content-Strategie, Content fürs Marketing, Content-Produktion“ Miriam Löffler, Irene Michel
„Texte können – Das neue Handbuch für Marketer, Texter und Redakteure“, Daniela Rorig
„Mindful Social Media Marketing – Achtsam und erfolgreichreich kommunizieren“ Bianca Fritz
2. Mehr zur Methode „Schreibcoaching“ in meinem Blog
Merci Gitte! – Drei elementare Tipps, die ich von meinem Schreibcoach fürs Autoren-Leben gelernt habe
Warum Schreibcoaching eine effektive Methode ist, um neue Ideen aus deinem Unterbewusstsein zu fördern!
Wie funktioniert Schreibcoaching im Pingppong?
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